Konzertbericht Defeater, Caspian und Support – 07.02.2014 in Leipzig

Melodic Hardcore At It’s Best

Ganz große Gefühle bei Defeater in Leipzig 

Defeater kenne ich eigentlich erst seit einem Jahr und doch sind die Bostoner mittlerweile eine meiner absoluten Lieblingsbands. Diesen Platz haben sie nach diesem Abend mehr als verteidigt. Aber schön der Reihe nach.

Eingeleitet wurde der Abend von den Goodtime Boys. Eigentlich hatte ich eine schrammelige Punk’n’Roll-Combo erwartet. Was ich aber stattdessen geboten bekam, war Screamo/Melodic Hardcore und der war wirklich außergewöhnlich. Noch nie wurde ich von einer Vorband dermaßen umgehauen. Ein echter Geheimtipp – emotional, brachial und ehrlich. Leider war nach wenigen Songs schon wieder Schluss. Trotzdem war ich schnell am Merch-Stand um mich mit Platte und Shirt einzudecken.

Weiter ging es mit mehr Melodic Hardcore von Landscapes, die das Level weiter aufrecht hielten: Etwas mehr traditioneller Hardcore aber mit der gleichen emotionalen Tiefe. Diesmal durften die Jungs sogar etwas länger spielen.

Nun kam mein Wackelkandidat für den Abend. Mit Caspian hatten Defeater eine Band dabei, die ein ganz anderes Genre bedienen, nämlich Postrock. Erschwerend kommt hinzu, dass es sich bei Caspian um eine reine Instrumentalband handelt. Ich war erst einmal skeptisch. Dafür war der Platz vor der Bühne auf einmal noch voller als vorher. Anscheinend waren einige Caspian-Fans im Publikum. Ich war also gespannt. Und was soll ich sagen? Volltreffer!

Zum zweiten Mal an diesem Abend wurde ich extrem positiv überrascht. Dermaßen fette Gitarrenwände und hypnotische Melodien kannte ich bis dato nur von Tool. Vielleicht wird Gesang ja doch überbewertet.

Dann war es endlich Zeit für die Headliner. Eine gewisse Vorspannung gab es auch hier, schließlich war im Vorfeld die Nachricht vom Hüftleiden des Sängers durchs Netz gegangen. Tatsächlich klebten überall anti-stagedive-Plakate, denn der Knochen war anscheinend so angegriffen, dass er bei einem Zusammenprall hätte brechen können. Soweit ich weiß, haben Defeater ihre bevorstehende US-Tour verschoben, damit sich ihr Leader operieren lassen kann. Umso mehr Respekt für Derek Archambault, dass er die Deutschland-Gigs trotzdem noch durchgezogen hat. Das nenne ich Attitude! Genau die war auch in der Performance der Band zu spüren. Defeater zeigten sich in absoluter Bestform, was vom Publikum entsprechend honoriert wurde. Die Stimmung war ausgelassen und besonders die Akustik-Stücke waren ein einziger Singalong. Nicht nur den Fans schien es Spaß zu machen. Auch die Band war erstaunlich gut gelaunt und bedankte sich sichtlich bewegt für den Support.

Fazit: Ein außergewöhnliches Konzert mit vier außergewöhnlichen Bands. Da bleibt nur, Derek für die bevorstehende OP die Daumen zu drücken und auf eine neue Runde zu warten. Wie sagt man bei ebay immer: Gerne wieder.

 

Autor: Christoph Große