Nachbericht Wacken 2023 – Das Abenteuer!

Nach den zahlreichen Festivals in diesem Sommer ist uns eines auf ganz besonders besondere Weise in Erinnerung geblieben: Das Wacken 2023! Die Schlammwoche! Das Überleben und Abrocken im Matsch! Die Headliner waren nicht Iron Maiden und Co. Nein, es waren die Menschen vor Ort! Von Mitarbeiter*innen, über Dorfbewohner*innen, unzähligen Einsatzkräften bis hin zu den matschigen Festivalierer*innen. Einfach jede und jeder im Umkreis des Holy Grounds hat alles gegeben, um dieses Jahr zu etwas ganz Einzigartigen zu machen. Respekt! Eine große Portion mit einem kleinen Schlammklumpen an diesem dicken Blumenstrauß. Wir erzählen euch hier alles was ihr wissen müsst über das Wacken Open Air 2023!

 

Wacken 2023 ein Festival das schon im „normalen“ Rain or Shine Modus seinesgleichen sucht, hat dieses Jahr alle in ganz neue Dimensionen verfrachtet und gezeigt, was alles möglich ist trotz diesem Wetterextrem.

Wie viele Tausende wollten wir gleich Anfang der Woche anreisen und saßen teilweise stundenlang im stehenden Auto, weil das Wetter einfach gar kein Vorankommen ermöglichte. Das Infield konnte nicht wie üblich bevölkert werden, da die Felder sich absolut nicht zum Campen eigneten. Es stand alles unter Wasser und Rasen war nur ein müder Traum aus vergangenen Tagen. Die Veranstalter müssen rotiert sein, um alles jede Minute umzuplanen und neu zu organisieren. Dennoch fand eine zeitnahe Kommunikation über die Wacken-App, Social Media und sonstige Informationswege statt. Nachdem die ersten es montags geschafft hatten auf den Campground mit dem Trecker geschleppt zu werden (Ja! Drauf schleppen und nicht nur Hilfe beim Runterfahren nach einer Woche Matschschlacht, wie in anderen Jahren.), hörten wir von der notwendigen Beförderungspause und richteten uns auf eine Nacht im örtlichen Umkreis ein. Das hatten wir noch nie erlebt. Ein Aufbauen bei Nacht und im Schein der Autoscheinwerfer war zwar nie der Hauptgewinn, aber egal welches Festival es war, man war angekommen und das Dosenbier durfte geöffnet werden. Dieses Mal also anders. Wir sahen viele Anreisende, die direkt neben ihrem Auto am Straßenrand ihre Pavillons im Regen aufbauten, den Grill anwarfen und sich mit den Autonachbarn bekannt machten. Prost war das Wort der Stunde. Die Stimmung war trotz aller Gegebenheiten ausgelassen und zuversichtlich, dass es irgendwie schon weitergehen wird. Beeindruckend fanden wir auch einen Baumarkt, der seinen Parkplatz mit allen Holzhütten, Pavillons, etc. für die Gestrandeten öffnete und dies auch noch für die nächsten Tage beibehalten sollte. Leider sah es nämlich an den nächsten Tagen wettertechnisch nicht viel besser aus.

Um das Ganze hier abzukürzen und euch nicht mit Details zu nerven, was wann wo möglich war und wer wie wo die Nacht verbringen konnte, wollen wir nur sagen: Es war wirklich schlechteres Campingwetter als nur „Metal-Wacken-Rain“ (wie in auch schon herausfordernden Jahren, wie bspw. 2011 oder 2012) und wir haben noch nie im Sommer Schneeräumer gesehen, die die Straßen von Matsch befreit haben. Wir haben trotz der harten Entscheidung, dass es Mitte der Woche einen Anreise-Stopp für das Festival gegeben hat, größten Respekt für die Verantwortlichen, die unserer persönlichen Erfahrung nach und dem Erleben der Situation vor Ort alles daran gesetzt haben einen Konzertbetrieb aufrecht zu erhalten. Ob es der Flugplatz Itzehoe Hungriger Wolf war, der die Camper*innen aufgefangen hat oder die stundenaktuellen Umplanungen auf höher gelegene Felder etc. schlussendlich konnten 55.000 Metalheads das Abenteuer Wacken 2023 antreten und wurden für ihre Anstrengungen dadurch entlohnt. Für alle Ticketbesitzer*innen, die leider nicht dabei sein konnten, tut es uns unendlich leid und wir hoffen, dass die individuelle Situation hinter dem ganzen Chaos mittlerweile verarbeitet werden konnte. Es konnte bei dem Wetterchaos leider nicht alles für alle, wie gewohnt ablaufen, was auch unsere Reisegruppe schmerzlich spüren musste. Aber wir stoßen gedanklich mit allen neuen Ticketinhaber*innen an und wünschen uns jetzt schon einmal ein grandioses Festival 2024 im Sonnenschein. Mit allen bekannten Gesichtern wieder zusammen zu Campen und ausgelassen zu feiern das wird nach diesen Erfahrungen umso mehr zelebriert werden! Prost auf alle tapferen Metalheads!

Nach den ganzen Hiobsbotschaften der ersten Tage hatten wir immer mal wieder Angst, dass das Festival ganz abgesagt werden müsste. Umso glücklicher waren wir als wir mit dem Band am Arm endlich vor den Toren des Infields stehen konnten. Dafür, dass auch das kaum noch möglich schien und zur eigentlichen Öffnungszeit noch große Bagger vor den Bühnen standen, war es fast belanglos, dass sich die Konzerte etwas verzögerten bzw. umgelegt werden mussten. Wir persönlich waren einfach froh, dass sich die Schleusen zum Holy Ground öffneten und wie gewohnt die Massen das Infield in Windeseile eroberten. Wir hatten somit gleich am Mittwoch die Freude Universum 25, Skindred und die Broilers zu sehen. Die Wege von Bühne zu Bühne waren zwar beschwerlich, aber machbar und es gab sogar den ein oder anderen Sonnenstrahlen auf die Schlammbedeckte Nase im Regenponcho. Herrlich! Sommer, (ein klitzekleines bisschen) Sonne, Bier!  Man muss nur nicht zu Boden gucken und die Hoffnung auf die nächsten Tage nicht aufgeben.

Wir hatten es bis Mittwoch nur zum Tagesparken geschafft und mussten die Nacht noch einmal, woanders verbringen. Donnerstag hieß es dann neuer Tag, neues Glück für das Übernachten, den Festivaltag, die möglichen Konzerte und das Wetter natürlich. Ok, bei dem Wetter hatten wir noch nicht so viel gewonnen, aber auch da standen wir schließlich im Infield und durften bei Dark Tranquility in zufriedene Gesichter gucken, die aufwärts von Gummistiefeln den Tag musikalisch wahrnahmen. Auf dem Weg zwischen Louder-Stage und Infield wirkte es allerdings trotz aller Versuche den Boden betretbar zu machen (Bagger waren weiterhin im Einsatz, es wurden Platten ausgelegt, Sand vor den Bühnen verteilt, Holzhackschnitzel als kleine Inseln aufgebaut, etc.) immer noch wie eine Wattwanderung bei ablaufend Wasser. Wir haben auf jede zurückgelegte Strecke uns was Nettes gegönnt und somit einige Bier- und Futterstände ausprobiert. Dabei ist zu berichten, dass das Cashless-System gut funktioniert hat. Man hatte in der App einen guten Überblick über die Ausgaben, das Personal zeigte einem nach dem Kauf das Display zur besseren Transparenz der Abbuchungen und das Aufladen war über mehrere Wege möglich. Wir hatten uns schnell auf Paypal eingerichtet und kamen bis auf leichte Aussetzer beim Internet gut damit zurecht. Aber Probleme beim Netz in einem Gebiet, wo sonst nur Kühe rumstehen, kennen wir in Deutschland ja zu gut. Insgesamt empfanden wir die Preise auf dem Wacken-Open-Air angemessen. Das Bier war bspw. günstiger als bei anderen großen Festivals dieses Jahr und auch die Cocktails konnte man sich mal gönnen.

Bei den großen Bühnen kam es zu leichten zeitlichen Verzögerungen, war es teilweise etwas erschwert abzuschätzen, ob man noch zwischen den Bühnen durch den Schlamm schlurfen kann und ob man dann wirklich die angestrebte Band sieht. Das scheint aber bei den Gegebenheiten vor Ort ein Meckern auf hohem Niveau, da wir einfach froh waren das WOA zu rocken und ob jetzt bei Hammerfall ein paar Songs fehlen und Pennywise schon auf dem Weg dahin zu hören ist, sollte kein Problem darstellen. An dem Donnerstag waren daher noch klanglich hervorragende Konzerte von Kreator und Helloween zu sehen, die zur Oldschool-Metalstimmung zu einem schönen Abschluss des Tages einläuteten.

Es ist Festival-Freitag und für viele auch Freutag. Heute ist ein guter Tag. Das singen nicht nur die Donots, das sagt auch das Line-Up. Unser Tag startete musikaisch auf der Louder-Stage mit Caliban. Der Weg dahin bot an noch eben beim nahegelegenen Meet & Greet vorbeizuschauen und einen wunderbaren Moment mit besagten Donots abzugreifen. Schnell ein zauberhaftes Foto gemacht und dabei festgestellt, wie matschfrei Menschen neben einem aussehen können, wenn sie erst gerade angereist sind. Jetzt noch pünktlich mit einem Wegbier zu Caliban und eine Mittagsrunde abrocken. Das Konzert war gut besucht, der Sound toll abgemischt und der Boden bot langsam vernünftige Stellen zum Stehen. Läuft! Umso größer wurde mit jedem Sonnenstrahl unsere Freude auf While She Sleeps, die im Anschluss auf der Harder-Stage spielen sollten. Auch hier erlebten wir ein grandioses Konzert mit einer hervorragenden Set-Liste. Witzig war die Mischung aus tiefen Schlammpfützen vor der Bühne und der wärmenden Sonne. Während man von oben leicht bekleidete Metalheads zu sehen bekam, waren Gummistiefel immer noch die beste Schuhwahl im Moshpit. Aus eigener Erfahrung können wir berichten, dass Crowdsurfen aber exzellent funktionierte. Die Masse trägt wirklich jeden schlammigen Metalhead und geht trotzdem gut mit den Songs mit. Tolles Konzert von Band, Publikum und Wetter her!

Das sollte auch so bleiben als wir später Trivium gefeiert haben. Die Faster-Stage bot dafür ideale Bedingungen. Hier war der Boden schon besser als mittig vor dem Tower und die Stimmung war am späten Nachmittag auf „Feier-Bier-Pegel“ angelangt. Das Infield füllte sich zunehmend und bei uns kam das normale Wacken-Feeling auf und die heftigen Wettereskapaden rücken langsam aus dem Bewusstsein. Es bildeten sich auf kleinen Flecken erste hartgesottene Sitzgruppen und die Besucher*innen flanierten über den Holy Ground ohne Eile um irgendwo Unterschlupf zu suchen. Herrlich! Das Festival erwacht zum Leben! Und wie hätte es besser sein können? Heute spielt auch noch der lang ersehnte Headliner Iron Maiden. Die Show wurde von zahlreichen Besucher*innen angesteuert, so dass im Infield die Frage aufkam, wo um Himmelswillen die restlichen Zwanzig- / Dreißigtausend Menschen hinpassen sollten. Es war voll vor der Harder-Stage als die Band die Bühne betrat. Der Weg zum Bierstand war allerdings machbar und die fleißigen „Bier-Rucksack-Menschen“ kämpften sich tapfer durch die Massen, so dass die Versorgung exzellent geregelt war. Der Konzertabend verlief dementsprechend gut und das Publikum schien zufrieden auch wenn es durch die Bodenverhältnisse noch immer etwas beschwerlich war, die Band im vollen Umfang abzufeiern. Die meiste Bewegung machte wohl Bruce Dickinson und die einzelnen Bandmitglieder mit ihren solistischen Einsätzen am jeweiligen Instrument. Für uns endete mit diesen Klängen der Konzertabend, während das Programm auch danach noch weitere Highlights geboten hatte. So haben bspw. nach 1 Uhr noch Lord of the Lost mit Jasmi Wagner (aka Blümchen) performt und uns zumindest auf dem Zeltplatz akustisch begleitet. Die müden Matschfüße waren ganz froh endlich die Gummistiefel los zu sein und bereiteten sich schon innerlich auf den nächsten Tag vor.

Es ist Samstag und die Dusche ruft! Ohh, war das herrlich frisch zu werden und was Trockenes anzuziehen, was auch bis in die Nacht so bleiben sollte. Die Sonne schien und lud zum Verweilen auf dem Infield ein. Wir saßen gemütlich auf einem Berg von Holzhackschnitzel und genossen das Festivalleben mit einem Cocktail in der Hand. Umso länger wir dort verweilten umso größer wurde der Klamottenhaufen und der fast unwirkliche Wunsch nach Sonnencreme. Fantastisches Gefühl. Natürlich spielten währenddessen zauberhafte Bands, wie Killswitch Engage für die wir sogar diesen herrlichen Sitzplatz aufgaben, um direkt vor der Faster-Stage das Konzert zu genießen. Die Band lieferte wahnsinnig gut ab und dem Publikum war die letzte Woche dabei nicht anzumerken. Auf sehr wenigen Festivals würde so gut gerockt werden nachdem was die letzten fünf/sechs Tage alles durchgestanden wurde. Respekt an wirklich jede Person, die auch am Samstagabend noch vollen Einsatz zeigte; egal ob vor, auf, hinter oder neben der Bühne. Einfach tolle Menschen, die den Spirit des Heavy Metals leben und füreinander da sind!

Natürlich war hier noch nicht Schluss. Für uns stand noch Heaven Shall Burn ganz oben auf der eigenen Programmliste. Perfekter Weise spielte die Band in den Sonnenuntergang hinein, was für die Licht- / Feuershow genial abgestimmt war. Wie bei jeder Band, die wir erleben durften, gab es auch hier nur positives Feedback. Es war einfach ein wunderbares Konzert und die Circle-Pits durften sich über zufriedene Metalheads freuen.

Unseren Abschluss hatten wir bei Beartooth auf der Louder-Stage. Das Wetter wirkte aber schon wieder, wie ein kleiner Weltuntergang. Das Feeling wurde noch bestärkt durch die schon entblätterten Zäune. Plakate waren schon abgehängt, der starke Regen lief nicht mehr ab und die Schlammfläche wurde zu einem Rutschfeld. Passend zur Lichtshow der Band haben wir es zum Ende des Festivals und in den letzten Songs der Band noch geschafft einmal schön in den Matsch einzutauchen. Rocken, Licht aus, Matsch-Eis und Zack! So war es dann der geeignete Abschluss dieses Wettereskapaden-Wackens. Wer geht 2023 schon mit sauberen Klamotten nach Hause?!

Nachdem wir es Sonntag gut vom Acker geschafft haben und das Abenteuer mit tausenden Metalheads überstanden bzw. genossen haben, freuen wir uns jetzt schon teuflisch auf das nächste WOA! Also, see you in Wacken 2024 – Rain or Shine!

Eure BS

-bs